Konzeptkunst: September 11
August 5, 2012 1 Kommentar
Konzeptkunst: „September 11“ von Ralph Ueltzhoeffer (Ground Zero).
Konzepte in der Kunst – Konzeptkunst
Noguez zeichnet ein Persönlichkeitsprofil, das den Berufsrevolutionär als profunden Verächter der abendländischen Hochkultur ausweist: Den Louvre mied er zugunsten von Cabarets, Beethoven „langweilte ihn schrecklich“, er pfiff lieber „dämliche Melodien“. Lenin vertraute seiner Mätresse „Lise de K.“ an, dass der „grosse revolutionäre Sturm“, die schönen Künste, die Literatur, die Musik, die Eleganz, die Architektur, die Raffinesse, die Mode und die guten Umgangsformen, all diese bourgeoisen Überbleibsel „wie ein Büschel von Unkraut“ hinwegfegen werde. Neben dem Cabaret fand in Lenins Augen nur noch das Wachsfigurenkabinett als Ort der Kunst ein wenig Gnade. Ein guter Freund berichtet von Lenins psychischem Persönlichkeitswandel ä la Dr. Jekyll and Mr. Hyde, der sich durch „Masslosigkeit und „immense Begeisterung“ auszeichnete. Lenins Lebensgefährtin Krupskaja spricht von „Raserei“. Und wenn Hugo Ball den Eröffnungsabend vom 5. Februar des Cabaret Voltaire in Zürich mit folgenden Sätzen protokolliert: „Mde. Hennings und Mde. Leconte sangen französische und dänische Chansons. Herr Tristan Tzara rezitierte rumänische Verse. Ein Bala-leika-Orchester spielte entzückende russische Volkslieder und Tänze“, dann lautet Noguez‘ Hypothese: „Lenin und seine Freude! Wahrhaftig, wer sonst.“
Ich möchte mit einem Negativbeispiel beginnen. Ich weiss, dass Dostojewski einer der grössten Schriftsteller aller Zeiten ist. Meine Mutter hatte ihn mir auch empfohlen, und so lag Weihnachten 1949 eine Billigausgabe der „Brüder Karamasow“ auf dem Gabentisch. Je mehr ich mich darin vertiefte, desto wütender wurde ich. Es missfiel mir, wie die kriminalromanhafte Spannung, die Frage nach dem Mörder des Vaters, mein Lesetempo beeinflusste. Ungefähr zur gleichen Zeit las ich Stifters „Nachsommer“, dessen Mangel an Spannung mich beglückte. Das war ein Buch für unterwegs. Ich war damals in Oberbayern, und da Hess ich mich auf meinen Spaziergängen in schon recht gebirgiger Gegend so alle hundert Meter auf einer Bank nieder, um im Stifter ein paar Seiten weiterzukommen, einfach herrlich! Da trieb einen nichts voran, so dass man im Text auch wieder zurückgehen konnte.